Über den Saal

Der TANZSaal befindet sich in den wunderschönen Räumlichkeiten des Gasthofes "Stadt Hamburg" in Curslack. Das Gebäude hat eine lange Geschichte hinter sich und dadurch einen ganz gewissen Charme. Schon seit 1853 ist der Gasthof "Stadt Hamburg" der gesellschaftliche Mittelpunkt in Curslack und Umgebung und hat schon die eine oder andere Veranstaltung hinter sich.

Wir freuen uns sehr dem Gasthof mit unserem Tanzen wieder etwas mehr Leben einzuhauchen und laden Sie ganz herzlich dazu ein!

 Eine historische Vierländer Gaststätte: Gasthof "Stadt Hamburg", Curslack 

Würde dieser Gasthof seine Geschichten erzählen können, es kämen fröhliche, traurige, schicksalhafte, vom Leben geprägte, 138jährige Freud- und Leid-Erfahrungen zutage. Gern würden wir alle diese Geschichten kennen, doch meist bleibt nur ein Bruchteil davon der Nachwelt erhalten, manchmal garnichts.

Carsten Michaelsen aus Neuengamme erbaute "Stadt Hamburg" im Jahre 1853 in Curslack. Der Gasthof lag am Schnittpunkt des alten Heerweges und des Curslacker Deiches, eine ausgetretene und ausgefahrene Verbindung von Bergedorf (Holtenklinke) nach Zollenspieker. Die Deiche waren noch nicht gepflastert, und Vierländer Erzeugnisse wurden auf dem Wasserweg zum Markt nach Hamburg gefahren. Reisende auf dem Weg gen Süden oder umgekehrt machten in "Stadt Hamburg" halt.

Carl Michaelsen, der Sohn von Carsten Michaelsen, übernahm 1884 den Gasthof. Er war Gastwirt und Viehhändler. Zwei Jahre lang stand er hinter der Theke, dann widmete er sich lieber dem Viehhandel.

1886 übernahm der Gemeindevorsitzende Cäsar Eggers "Stadt Hamburg". Im Jahre 1893 erfolgte der Umbau von Saal, Gaststube und Dach. Er ließ das Dach statt mit Reet mit Pfannen decken. Dieser Umstand und auch das schnelle Eintreffen der Hamburger Berufsfeuerwehr mit ihren "moderneren" Löschmitteln bewahrte das Haus im Jahre 1903 vor größerem Schaden, als in der Nachbarschaft mehrere Häuser brannten.

Cäsar Eggers war bis zu seinem Tode im Jahre 1933 Vorsitzender der Gemeinde Curslack. Gemeinsam mit dem Gemeindevorsitzenden Niklaus Mindt aus Neuengamme wollte er eine Verbindung von Curslack über die Dove EIbe in südliche Richtung schaffen. Erst 1962 wurde eine Brücke gebaut und nach dem inzwischen verstorbenen Gemeindevorsitzenden benannt: die Eggers-Mindt-Brücke.

Viele große Feste wurden in "Stadt Hamburg" gefeiert und nicht selten waren mehr als 1200 Gäste im Haus und Garten zu bewirten. Ein großer neuer Tanzsaal mit Bühne, eine Kegelbahn im Garten mit schattigem Grün, Pferdeboxen/Ausspann lockten Besucher aus Bergedorf und Hamburg. Im Frühling zur Baumblüte und im Sommer zur Erdbeerzeit zog man mit Kind und Kegel, mal mit der Bahn bis Bergedorf und dann zu Fuß oder mit dem Dampfer "Maiblume" in die Vierlande. Radfahrturniere,Liederfeste, Feuerwehrveranstaltungen, Jahrmärkte, Erntedankumzüge und Feste der vielen Vereine verbanden die Menschen. Auch Hochzeiten wurden im großen Rahmen gefeiert.

1867 richtete Carsten Michaelsen die Hochzeit für die Tochter von H. Dittmann aus und zwar in einem erstaunlichen Umfang. 600 Paare waren eingeladen. Das entspricht der Hälfte der damaligen Vierländer Einwohner.

1919 erfolgte erneut ein Besitzerwechsel. Richard Eggers aus Kirchwerder, nicht verwandt mit Casar Eggers, übernahm den Gasthof. Richardd Eggers, geboren 1894, und seine Frau Helene führten diesen wunderschönen, alten Gasthof durch die Kriegsjahre, doch davor gab es noch viele Ereignisse und schöne Erinnerungen. Richard Eggers war ein begeisterter Sänger. Mit vielen Aufführungen feierte er Premiere in "Stadt Hamburg". Im Winter, wenn die Elbe zugefroren war, gastierte die Truppe auch auf der hannoverschen Seite der Elbe. Noch heute zeugt die Theaterkammer mit Überbleibseln aus vergangenen Zeiten von großen Erfolgen.

Höhepunkte waren die Besuche dcs Prinzenpaares von Preußen in den Jahren 1927 bis 1930 in "Stadt Hamburg". Zur Verfügung standen vier Gästezimmer im oberen Stockwerk. Die Zimmer Nr. 3 und 4 im rückwärtigen Teil des Hauses waren für die Zofen reserviert, die Zimmer Nr. 1 und 2 für das Prinzenpaar lagen an der Straßenseite. Gespeist wurde im Clubzimmer, dem heutigen "Prinz- Heinrich-Zimmer". Die Hoheiten besuchten das erste und größte Grundwasserwerk in Curslack, die Altengammer Kirche (Pastor Holtz) und die Gärtnerei Rosen Eggers in Curslack. Sie kamen mit der Bahn bis Curslack und wurden dann mit der Kutsche vom Bahnhof abgeholt oder sie kamen mit dem Auto.
Carsten Eggers denkt gern an seine Kinderzeit zurück, Sein Vater begleitete die Hoheiten. Die Prinzessin ging auf den Pflastersteinen und sein Vater im Abstand von zwei Schritten links dahinter auf dem Bürgersteig. So schrieb es das Protokoll vor. Wenn die Prinzessin zu der außerhalb des Hauses gelegenen Toilette ging, begleiteten die Zofen ihre Prinzessin und beschützten sie vor neugierigen Blicken.

"Stadt Hamburg" war auch einmal ersatzweise Deckstation für eine abgebrannte Station am Kurfürstendeich. Ein großes Hoftor führte zu 18 Pferdeboxen im Kellerbereich des Hauses. Hauseigene Gaslaternen (gespeist aus Karbid- gas-Erzeugung) sorgten für Licht im Haus und Garten. Carsten Eggers, genannt Caesar, geboren am 24. Januar 1922, und seine Frau Mariechen-Katharina, genannt Mieke, übernahmen am 1. Mai 1959 von der Witwe Helene Eggers den Gasthof. Ein Krieg mit seinen Schrecken liegt hinter ihnen, eine neue Entwicklung vor ihnen. Fernsehen und Auto veränderten die Lebensweise nicht nur der Vierländer.

Viele alte Gasthöfe mit ihren gemütlichen Kaffeegärten an den Deichen gibt es nicht mehr. Und die wenigen historischen Häuser führen einen harten Existenzkampf. Verändert ist die Ruhe und Beschaulichkeit der früheren Jahre, verändert das Beisammensein mit Freunden, Fremden und Bekannten. Was bleibt, ist die Hoffnung, trotz schnellebiger Gegenwart in der Zukunft weiter die Augen offen zu halten für das Historische unseres Heimatgebiets.

Für ihr freundliche Bereitschaft, Unterlagen und Wissen über "Stadt Hamburg" zur Verfügung zu stellen, danke ich Carsten Eggers, Paul Haase, Herbert Dahm.

Ein Zeitungsartikel von Karin Aye aus der "De Latücht" Verbandszeitung des Kulturkreis-Verbandes Vierlande - Heft Nr.6, Ausgabe September 1991